In den meisten Fällen ist es besser, seine Lebensversicherung zu verkaufen, als sie zu kündigen. Der Vorteil: Sie bekommen mehr Geld zurück als bei einer Kündigung. Der Haken: Es ist gar nicht so einfach, einen Käufer zu finden.

Seit Ende der 1990er Jahre existiert in Deutschland ein Zweitmarkt für Lebensversicherungen und private Rentenversicherungen. Vereinfacht gesagt, funktioniert dieser Markt so: Spezialisierte Finanzdienstleister (so genannte Policenaufkäufer) übernehmen den Vertrag, zahlen die Beiträge weiter und kassieren bei Vertragsende die Ablaufleistung. Hierfür zahlen sie dem Verkäufer eine Summe, die bis zu 10 Prozent höher ist als der Rückkaufswert, den der Verkäufer im Fall einer Kündigung bekommen würde.

Die Policenaufkäufer profitieren dabei von dem niedrigen Rückkaufswert, der deutlich unter dem eigentlichen Wert der Versicherung liegt. Zudem werden im Fall eines Verkaufs keine Stornogebühren oder Abschläge auf den Schlussüberschuss fällig. Einen Teil dieses Profits geben die Policenaufkäufer an die Verkäufer weiter.

Neben der höheren Rückzahlung hat der Verkauf einer Lebensversicherung weitere Vorteile gegenüber einer Kündigung:

  • Die Kaufsumme in aller Regel steuerfrei, auch wenn der Vertrag vor 2005 abgeschlossen wurde und noch keine 12 Jahre bestand.
  • Der Todesfallschutz bleibt erhalten, wenn auch in reduzierter Form. Von der vertraglich vereinbarten Summe ziehen die Policenaufkäufer nämlich den gezahlten Kaufpreis sowie die ab dem Kauf gezahlten Beiträge plus Zinsen ab.

In der Praxis ist es allerdings nicht so einfach, seine Lebensversicherung zu verkaufen:

  • So ist der Verkauf an bestimmte Voraussetzungen geknüpft, z.B. eine Höchst-Restlaufzeit (z.B. 15 Jahre) und einen Mindest-Rückkaufswert (z.B. 10.000 Euro).
  • Selbst wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, ist nicht garantiert, dass Sie einen Anbieter finden, der Ihnen den Vertrag abkauft. Denn die Policenaufkäufer übernehmen nur Verträge, von denen sie sich eine lukrative Rendite versprechen.

Der Verkauf einer Lebensversicherung läuft in der Regel wie folgt ab:

  • Der Verkäufer füllt ein Formular mit den wesentlichen Angaben zum Vertrag (Abschlussdatum, Höhe der Prämie, Vertragsende usw.) aus und sendet dieses zusammen mit einer Kopie des Versicherungsscheins und der letzten Standmitteilung sowie einer Vollmacht an den Anbieter.
  • Der Anbieter erkundigt sich bei dem Versicherungsunternehmen nach weiteren Details des Vertrages, hierfür benötigt er die Vollmacht des Versicherten.
  • Falls dem Policenaufkäufer eine Übernahme des Vertrags lukrativ erscheint (dies ist keinesfalls garantiert), unterbreitet er Ihnen ein Angebot, das in der Regel 2 bis 10 Prozent höher ist als der vom Versicherer gebotene Rückkaufswert.

Achtung:

Wer sich entschlossen hat, seine Lebensversicherung zu verkaufen sollte bei verschiedenen Policenaufkäufern Angebote einholen und diese genau vergleichen.

Alternativen zum Verkauf:

  1. Lebensversicherung beitragsfrei stellen
  2. Lebensversicherung beleihen: Policendarlehen
  3. Lebensversicherung kündigen