Für Anleger ist es in der Regel schwierig, die Bonität, also die Kreditwürdigkeit der Herausgeber von Anleihen einzuschätzen. Eine Orientierungshilfe hierbei bieten so genannte Rating-Agenturen.

Rating-Agenturen sind kommerzielle Finanzdienstleister, die regelmäßig die Bonität von Staaten, Banken, Industrieunternehmen und anderen Anleihen-Herausgebern unter die Lupe nehmen. Als Resultat dieses "Finanzchecks" vergeben sie dem Staat bzw. dem Unternehmen ein Rating (englisch für Bewertung), eine "Zensur" für die Kreditwürdigkeit.

Die Bundesrepublik Deutschland zum Beispiel hat mit "AAA" (auch Tripple-A genannt) das höchstmögliche Bonitäts-Rating. Anleihen mit einem AAA-Rating gelten als nahezu risikolos. Je weiter ein Schuldner vom AAA-Rating entfernt ist, desto größer wird das Ausfallrisiko. Als ausreichend sicher für Privatanleger gelten bestenfalls Anleihen, die mindestens mit "BBB" abschneiden.

Die bekanntesten Rating-Agenturen sind Moody's und Standard & Poor's, beides us-amerikanische Unternehmen. Hier ein Überblick über die Bedeutung der von Moody's und Standard & Poor's (S&P) vergebenen Rating-Noten:

Moody's S&P Was das Rating bedeutet
Aaa AAA Exzellente Bonität, praktisch kein Ausfallrisiko: Die Fähigkeit des Schuldners, seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen ist außergewöhnlich gut.
Aa1
Aa2
Aa3
AA+
AA
AA-
Sehr gute Bonität, minimales Ausfallrisiko: Die Fähigkeit des Schuldners, seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen ist sehr gut.
A1
A2
A3
A+
A
A-
Gute Bonität, geringes Ausfallrisiko: Die Fähigkeit des Schuldners, seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen ist gut, kann sich aber bei veränderter Wirtschaftslage negativ entwickeln.
Baa1
Baa2
Baa3
BBB+
BBB
BBB-
Durchschnittliche Bonität: Die Fähigkeit des Schuldners, seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen wird von der Entwicklung der allgemeinen Wirtschaftslage beeinflusst.
Ba1
Ba2
Ba3
BB+
BB
BB-
Spekulative Anlage: Ein Kauf der Anleihen ist mit einem hohen Ausfallrisiko verknüpft. Für Privatanleger sind derartige Anleihen in der Regel nicht zu empfehlen.
B1
B2
B3
B+
B
B-
Hoch spekulative Anlage: Ein Kauf der Anleihen ist mit einem sehr hohen Ausfallrisiko verknüpft. Für Privatanleger sind derartige Anleihen nicht zu empfehlen.
Caa1
Caa2
Caa3
Ca

CCC+
CCC
CCC-
CC
CD

Extrem spekulative Anlage: Ein Kauf der Anleihen ist mit einem extremen Ausfallrisiko verknüpft. Nur bei einer günstigen Entwicklung sind keine Ausfälle zu erwarten. Für Privatanleger sind derartige Anleihen nicht zu empfehlen.
C SD
D
Zahlungsausfall

Über die aktuellen Rating-Noten von Anleihen können Sie sich im Kursteil von überregionalen Zeitungen oder im Internet informieren. Die meisten großen Banken und viele Finanz-Websites bieten entsprechende Informationen auf ihren Internetseiten an.

Achtung:

Die Rating-Note einer Anleihe ist nicht mit einem "TÜV-Siegel" zu verwechseln. Das Rating bietet lediglich einen Anhaltspunkt für die Kreditwürdigkeit des Schuldners, aber keine Garantie gegen eine Zahlungsunfähigkeit.

Die Rating-Agenturen stehen aus zwei Gründen immer wieder im Zentrum öffentlicher Kritik:

  • Rating-Agenturen sind privatwirtschaftliche Unternehmen, die sich zudem für ihre Ratings von den Herausgebern bezahlen lassen. Für die Herausgeber ist ein gutes Rating bares Geld wert: Je besser das Rating, desto niedriger ist der Zinssatz, den der Herausgeber für seine Anleihen bieten muss.
  • Ein zweiter Kritikpunkt ist, dass die Rating-Agenturen mit ihren Ratings oft der Marktentwicklung hinterherhinken. So wurden im Zuge der Finanzkrise Anleihen von US-Hypothekenbanken erst abgewertet, als die Anleihen bereits massive Kursverluste erlitten hatten.