Zertifikate
Renditechance: Das bedeuten die Punkte
Sicherheit: Das bedeuten die Punkte
Verfügbarkeit: Das bedeuten die Punkte
Anlagehorizont:
< 5 Jahre

Zertifikate bieten für Anleger eine interessante, aber auch riskante Form der Geldanlage. Sie gehören zur großen Gruppe der Derivate. Das Wort stammt vom lateinischen "derivare" ab und bedeutet "abgeleitet". Der Kurs eines Zertifikats leitet sich immer von einem anderen Basiswert ab und ermöglicht dem Anleger - je nach Ausgestaltung -, auf steigende, fallende oder seitwärts tendierende Kurse des Basiswerts zu setzen.

Weil sich Zertifikate immer auf einen Basiswert beziehen, ist der Wert eines Zertifikats vom Wert des Basiswerts abhängig. Basiswerte können unter anderem sein:

  • Aktien - Basiswert ist eine bestimmte Aktie
  • Index - Basiswert ist ein Aktien- oder Renten-Index wie der DAX, der EuroStoxx oder der Renten-Index REXP. In diesem Fall spricht man von Index-Zertifikaten.
  • Baskets – Basiswert ist ein Korb (englisch: Basket), also eine Gruppe von Aktien, Aktienfonds, Rentenpapieren. In diesem Fall spricht man von Basket-Zertifikaten.
  • Rohstoffe – Basiswert ist ein Rohstoff wie Gold, Platin oder Weizen
  • Währungen – Basiswert ist eine Währung
  • Fonds – Basiswert sind verschiedene Aktien- oder Rentenfonds
  • Strom – Basiswert ist der Strompreis, wie er etwa an der Strombörse European Energy Exchange in Leipzig festgesetzt wird
  • Emissionsrechte – Basiswert sind Preise für Emissionsrechte
  • Immobilienindices – Basiswert ist ein Immobilienindex, wie der an der Deutschen Börse erhobene Immo Index. Er enthält die zehn wichtigsten Unternehmen aus dem Immobiliensektor im deutschsprachigen Raum.

Wie viele Zertifikate-Typen gibt es?

Die Finanzinstitute bieten eine nahezu unendliche Zahl von Zertifikaten und Zertifikate-Typen an. Dies bedingt für den Käufer eine Unübersichtlichkeit und eine gewisse Undurchsichtigkeit des Zertifikate-Marktes. Unterschiedliche Strukturen der angebotenen Wertpapiere, aber durchaus ähnliche Bezeichnungen der Zertifikate erschweren oftmals die Vergleichbarkeit.

Die meistgekauften Zertifikate-Typen

Die nachfolgenden Zertifikate-Typen decken über 92 Prozent der in Deutschland angebotenen Zertifikate ab (Stand September 2009):

  • Garantie-Zertifikate - Garantie-Zertifikate werden auch unter dem Begriff Kapitalschutz-Zertifikate angeboten. Die Gemeinsamkeit dieser Zertifikate-Gruppe besteht darin, dass unabhängig vom zu Grunde liegenden Basiswert am Laufzeitende das Verlustrisiko des eingesetzten Kapitals in einer bestimmten Höhe abgesichert ist oder dass das eingesetzte Kapital hundertprozentig zurückgezahlt wird – abzüglich eines Ausgabeaufschlags. Weiterlesen…
  • Express-Zertifikate - Express-Zertifikate sind Wetten auf die Wertentwicklung eines Basiswerts, Aktie oder Index, über einen festgelegten Zeitraum, wobei an bestimmten Stichtagen die Wertentwicklung überprüft und das Zertifikat bei Überschreiten einer zuvor festgelegten Schwelle im Expressverfahren gekündigt wird. Der Anleger erhält dann sein eingesetztes Kapital plus einen Zusatzbetrag. Weiterlesen…
  • Discount-Zertifikate - Discount-Zertifikate beziehen sich auf einen Basiswert, meist Aktie oder Index, und werden mit einem Abschlag (Discount) im Verhältnis zum aktuellen Preis des Basiswerts verkauft. Die Laufzeit eines Discount-Zertifikats ist zeitlich begrenzt. Weiterlesen…
  • Bonus-Zertifikate - Bonus-Zertifikate beziehen sich auf einen Basiswert, meist eine Aktie oder ein Index. Am Ende der Laufzeit wird zusätzlich zum eingesetzten Kapital ein Bonus ausgezahlt. Voraussetzung ist, dass der zu Grunde liegende Basiswert während der Laufzeit eine festgelegte Schwelle nicht erreicht oder unterschreitet. Geschieht dies, sind Verluste möglich. Weiterlesen…
  • Hebel-Zertifikate - Hebel-Zertifikate beziehen sich auf einen Basiswert, meist Aktie oder Index, und erzielen überproportionale Wertsteigerungen durch einen im Verhältnis zum Basiswert wesentlich geringeren Kapitaleinsatz. Damit steigt allerdings auch das Risiko überproportional. Weiterlesen…

Sicherheit:

Zertifikate sind als Inhaberschuldverschreibungen nicht so sicher wie eine Anlage in Aktienfonds oder auch den Basiswert selbst. Denn Zertifikate sind immer an den Basiswert und an den Emittenten, ein Geldinstitut, gebunden. Wird der Basiswert aus dem Markt genommen oder der Emittent verlässt den Markt, droht ein Totalverlust. Konkret: Bei einem Zertifikat auf eine Aktie kann im Falle der Pleite des Unternehmens, das die Aktie begeben hat, das investierte Kapital komplett verloren gehen.

Totalverlust droht auch, wenn das emittierende Geldinstitut insolvent wird. Dies war bei der so genannten Lehmann-Pleite der Fall. Bei Aktienfonds wären die beim Finanzinstitut hinterlegten Fonds als Sondervermögen vor einem Zugriff des Konkursverwalters geschützt. Die Verknüpfung des Zertifikats mit dem Basiswert bedeutet auch die Teilhabe an dessen Schwankungen. Steigt der Kurs des Basiswerts, steigt auch der des Zertifikats - und umgekehrt.

Die Bindung an den Basiswert kann bei bestimmten Zertifikaten bedeuten, dass das eingesetzte Kapital nicht unbedingt erhalten bleibt.

Zertifikate haben ein höheres Verlustrisiko bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals gegenüber Aktien, Rentenpapieren oder entsprechenden Fonds.

Geeignet für:

Zertifikate eignen sich für risikobewusste Anleger, die bereit sind, sich regelmäßig und häufig mit ihrem Investment zu befassen. Denn die Verbindung der Wertentwicklung des Zertifikat-Investments mit der Wertentwicklung eines anderen Basiswerts sowie das Insolvenzrisiko des Emittenten machen Zertifikate zu einem komplizierten und risikoreichen Investment.

Aufgepasst:

Dividenden oder Zinszahlungen auf die Basiswerte gehen nicht in den Kurs des Zertifikats ein. Ausnahme: Zertifikate auf Indices wie etwa den DAX, in dessen Kurs Dividendenzahlungen eingerechnet werden.

Die Lehmann-Pleite verweist noch auf ein anderes Problem: Nicht immer ist das verkaufende Geldinstitut auch das emittierende. So wurden etwa Kunden deutscher Sparkassen Zertifikate des amerikanischen Geldinstituts verkauft. Für den Käufer verschwimmt damit die Übersicht über das Risiko. Nur unter großen Schwierigkeiten konnten Kunden in Deutschland ihr verlorenes Geld zurückklagen.