Immer häufiger werden Fonds geschlossen. Das Münchner Analysehaus Fonds Consult rechnet nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung aus dem Juli 2009 damit, "dass bis Mitte 2011 rund 900 der 6000 Publikumsfonds  für Privatanleger verschwinden." Was können Anleger tun, wenn sie Post von ihrer Depotbank oder der Fondsgesellschaft bekommen?

Wenn der Fonds geschlossen wird? Die meisten Fondsgesellschaften wählen zwischen zwei Wegen, wenn ein Aktienfonds oder Rentenfonds geschlossen wird:

Der Fonds wird geschlossen: In diesem Fall werden die vom Fonds gehaltenen Aktien oder Rentenpapiere (Anleihen) verkauft. Dies kann angesichts der gesunkenen Kurse durchaus mit Verlusten passieren. Der Anleger erhält dann womöglich weniger Kapital zurück, als er einmal in den Fonds eingezahlt hat. Gegebenenfalls wird Abgeltungssteuer fällig.

Der Fonds wird mit einem anderen verschmolzen: Die meisten Fondsgesellschaften unterhalten zahlreiche Fonds. Bei einer Verschmelzung lösen sie den kostenungünstigen auf, bringen das Kapital aber in einen anderen Fonds ein und erreichen so ein größeren Fondsvolumen. Hier nun sind die Anleger gefordert. Sie werden über die Verschmelzung durch ihre Fondsgesellschaft informiert und müssen binnen kurzer Zeit überlegen, was sie tun wollen.

Wichtig: Schauen Sie sich die Wertentwicklung des neuen Fonds an. Wie hat er in der Vergangenheit abgeschnitten? Bleibt das Fondsmanagement nach der Verschmelzung dasselbe?

Prüfen Sie außerdem die Gebühren. Häufig nutzen Fondsgesellschaften eine Verschmelzung zur Erhöhung der Verwaltungsgebühren. Vergleichen Sie die Kosten etwa mit denen von ETFs, die meist drastisch geringere Kosten verursachen.

Gibt es steuerliche Nachteile bei einer Fondsschließung? Es kommt darauf an, wann Sie den Fonds gekauft haben und ob er Gewinne oder Verluste eingebracht hat.

Wurde der Fonds vor dem 31. Dezember 2008 gekauft und liegen zwischen Kauf und Verkauf des Fonds mehr als 12 Monate, fällt keine Steuer an. Nur bei der Wiederanlage und erneutem Verkauf mit Gewinn, müssen Sie 25 % Abgeltungssteuer zahlen.

Haben Sie wie viele Anleger, ihre Fondsanteile kurz vor dem Jahreswechsel 2008/2009 gekauft und es sind noch keine 12 Monate seitdem verstrichen und erzielen Sie nun beim Verkauf einen Gewinn, so wird dieser nach den bis Ende 2008 gültigen Steuerregeln besteuert, das heißt nach Ihrem persönlichen Steuersatz.

Gibt es steuerliche Nachteile bei einer Fondsverschmelzung? Bei einer Verschmelzung von Fonds gilt Bestandsschutz. Das heißt, dass keine Steuern fällig werden. Allerdings sollten Sie die Unterlagen über den die Fondsverschmelzung sorgfältig aufbewahren, um den Vorgang bei einem späteren Verkauf belegen zu können.

Tipp: Der Bestandsschutz ist zwar in Ordnung, doch sollten Sie sich nicht nur von steuerlichen Überlegungen leiten lassen. Denn es rechnet sich womöglich, den Fonds zu verkaufen, der verschmolzen werden soll, und dafür das frei werdende Kapital beispielsweise in ETFs anzulegen. Um diese Entscheidung treffen zu können, sollten Sie die steuerlichen Vorteile mit den Verwaltungsgebühren des neuen verschmolzenen Fonds gegenrechnen.

Was tun, wenn die Fondsgesellschaft einen Verkauf der Fondsanteile oder eine Verschmelzung mit einem anderen Fonds ankündigt? Handeln Sie rasch. Im Falle einer angekündigten Verschmelzung, holen Sie schnell Informationen über den neuen Fonds, dessen Wertentwicklung der vergangenen Jahre und die Gebührenstruktur ein. Dann entscheiden Sie über Verkauf oder Verbleib im neuen Fonds. Beachten Sie: Die Ankündigung einer Schließung führt meist zu einem Ausverkauf, was die Kurse sinken lässt und Sie als Anleger noch weniger für Ihre Anteile erhalten.

Rechenbeispiele:

  • Anlagezeitraum 5 Jahre
    Verschmelzung und Anlage in neuen Aktienfonds
    10.000 Euro, Kurszuwachs 6 % jährlich, Gebühren 2 % jährlich: Nach 5 Jahren beträgt der Wertzuwachs 3.215,65 Euro. Abzüglich Kosten bleiben bei einem Verkauf noch 2.124,57 Euro Gewinn.
    Verkauf des alten Fonds und Anlage in ETF
    10.000 Euro, Kurszuwachs 6 % jährlich, Verwaltungskosten 0,3 % jährlich: Nach 5 Jahren summiert sich der Wertzuwachs auf 3.356,37 Euro. Abzüglich Kosten (72,15 Euro) und 26,375 % Abgeltungssteuer inkl. Soli (839,84 Euro) bleiben bei einem Verkauf immer noch 2.344,38 Euro Gewinn.
  • Anlagezeitraum 10 Jahre
    Verschmelzung und Anlage in neuen Aktienfonds
    10.000 Euro, Kurszuwachs 6 % jährlich, Gebühren 2 % jährlich: Nach 10 Jahren beträgt der Wertzuwachs 7.114,49 Euro. Abzüglich Kosten (2.413,98 Euro) bleiben bei einem Verkauf noch 4.700,51 Euro Gewinn.
    Verkauf des alten Fonds und Anlage in ETF
    10.000 Euro, Kurszuwachs  6 % jährlich, Verwaltungskosten 0,3 % jährlich: Nach 10 Jahren summiert sich der Wertzuwachs auf 7.781,49 Euro. Abzüglich Kosten (399,11 Euro) und 26,375 % Abgeltungssteuer inkl. Soli (1.947,47 Euro) bleiben bei einem Verkauf immer noch 5.434,90 Euro Gewinn.
  • Anlagezeitraum 15 Jahre
    Verschmelzung und Anlage in neuen Aktienfonds
    10.000 Euro, Kurszuwachs  6 % jährlich, Gebühren 2 % jährlich: Nach 15 Jahren beträgt der Wertzuwachs 11.841,66 Euro. Abzüglich Kosten (4.017,93 Euro) bleiben bei einem Verkauf noch 7.823,73 Euro Gewinn.
    Verkauf des alten Fonds und Anlage in ETF
    10.000 Euro, Kurszuwachs 6 % jährlich, Verwaltungskosten 0,3 % jährlich: Nach 15 Jahren summiert sich der Wertzuwachs auf 13.615,66 Euro. Abzüglich Kosten (698,35 Euro) und 26,375 % Abgeltungssteuer inkl. Soli (3.406,94 Euro) bleiben bei einem Verkauf immer noch 9.510,37 Euro Gewinn.
  • Anlagezeitraum 20 Jahre
    Verschmelzung und Anlage in neuen Aktienfonds
    10.000 Euro, Kurszuwachs  6 % jährlich, Gebühren 2 % jährlich: Nach 20 Jahren beträgt der Wertzuwachs 17.573,14 Euro. Abzüglich Kosten (5.962,65 Euro) bleiben bei einem Verkauf noch 11.610,50 Euro Gewinn.
    Verkauf des alten Fonds und Anlage in ETF
    10.000 Euro, Kurszuwachs 6 % jährlich, Verwaltungskosten 0,3 % jährlich: Nach 20 Jahren summiert sich der Wertzuwachs auf 21.307,56 Euro. Abzüglich Kosten (1.092,87 Euro) und 26,375 % Abgeltungssteuer inkl. Soli (5.332,64 Euro) bleiben bei einem Verkauf immer noch 14.882,06 Euro Gewinn.